Sport und Fokus: Interview mit Trainingstherapeut Kevin Harscheidt
24.10.2023 von Vreny Blanco · 11 min Lesezeit · Interviews, Wohlbefinden
Willkommen zu einer weiteren Ausgabe unserer Artikelserie Frag den Experten auf dem 1Focus-Blog. Heute habe ich das Privileg, dir den Sport- und Gesundheitstrainer Kevin Harscheidt vorzustellen.
Kevin ist nicht nur ein hochqualifizierter Trainer, sondern auch ein sehr sympathischer Mensch, der mit seiner angenehmen Stimme und positiven Ausstrahlung jeden dazu motiviert, seine Gesundheitsziele zu erreichen.
In diesem Interview erfährst du, wie du deine Fitness, Gesundheit und Konzentration steigern kannst. Zudem verrät Kevin, wie er mit Herausforderungen umgeht.
Los geht’s!
Erzähl uns etwas über dich.
Hallo, ich bin Kevin, 32 Jahre alt und wohne in Aachen. Ich bin Sport- und Gesundheitstrainer und stellvertretende Betriebsleitung der MedAix Training GmbH (Standort Elisengalerie, Aachen).
Wann hast du mit Fitness angefangen?
Sport selbst mache ich gefühlt schon immer, anfangs jedoch primär Fußball. Erst später entwickelte es sich auch in andere Richtungen. Seit ich 16 bin trainiere bzw. mache ich Kraftsport. Damals zunächst in Papas Keller mit ein paar Gewichten und einer Hantelbank, seitdem ich 18 bin und alleine Auto fahren darf ununterbrochen als Fitnessstudio-Mitglied.
Interesse für andere Sportarten war stets da, meine unangefochtene Liebe für Bewegung fokussiert sich allerdings auf Laufen und gesundheitsorientierten Kraftsport. Der Fußball musste vor etwa 8 Jahren der Arbeit weichen.
Wie lange arbeitest du schon als Sport- und Gesundheitstrainer?
Meinen aktuellen Job habe bzw. in der jetzigen Branche arbeite ich seit 2015, damals als kompletter Quereinsteiger im Alter von 23 Jahren: Nach dem Abitur, dem geplatzten Traum der Polizei beizutreten (ein Auge war zu schwach in der Sehleistung) und dem verpatzten Eignungstest an der Sporthochschule Köln (ich hatte damals eine verletzte Schulter, die über Monate hinweg nicht belastbar war) führte mich das Leben über eine Berufsausbildung im Handwerk (2010-2013) und andere Umwege schließlich 2017 zur MedAix Training GmbH.
Was hat dich motiviert, in diesem Bereich zu arbeiten?
Mein damaliger Antrieb war tatsächlich „das zu tun, was ich liebe und anderen Menschen zu helfen” – so romantisch und kitschig das auch klingt. Die Motivation zum damaligen Quereinstieg entsprang u. A. aber auch meiner Odyssee mit meiner Schulterverletzung, die ich letztlich selbst rehabilitierte.
Altersbedingt haben sich die Prioritäten zwar verschoben, der Drang, mein Wissen mit wissbegierigen Menschen zu teilen und von anderen stets noch dazu zu lernen, ist jedoch aktueller denn je!
Was hilft dir dabei, dich zu fokussieren und produktiv zu sein?
So simpel und stupide es klingt, mein Mantra ist im Kern: „Einfach machen!” – Nichts hat mich so sehr geprägt wie diese Einstellung, die letztlich auf jahrelanger Erfahrung fußt und dem Selbstvertrauen, das ich durch etliche Fehlschläge und schwierige Lebenssituationen erlangt habe.
Ich schaffe alles, irgendwie – und wenn ich nicht weiß wie, lerne ich es. Man lernt nachhaltig meistens nur durch das Versuchen und Fehler machen, das gilt jedenfalls für mich. Antrieb gibt mir der Wille Dinge zu schaffen und zu erreichen, mich neu zu entdecken, weiterzuentwickeln und meine bestmögliche Selbstversion zu kreieren. Das geht nur mit Erfahrungen.
Am fokussiertesten bin ich definitiv mit Musik. Sie hilft mir, mich abzukapseln und in den „Tunnel” zu kommen!
Wie vermeidest du Ablenkung?
Möglichst für mich und in einer klaren Arbeitsumgebung arbeiten (Home Office wäre für mich nahezu ein Ding der Unmöglichkeit!). Sollte ich mal nicht alleine im Büro sein, müssen auf jeden Fall die Kopfhörer her.
Bin ich dann einmal in meiner eigenen Welt, schaffe ich sehr viel, sehr gut und in kurzer Zeit!
Wie überwindest du dich, wenn du unmotiviert bist?
Einfach machen! ;-)
Wenn ich es nicht mache, macht es niemand. Das habe ich zumindest jahrelang erfahren und das hat sich stark in meine Persönlichkeit eingebrannt. Also „einfach machen”, denn die Aufgaben verschwinden nicht von selbst. Habe ich Besseres zu tun und kann eine Aufgabe problemlos verschieben, tue ich das allerdings auch gerne mal. Letztlich hält das nämlich die Gesamtmotivation am besten oben: die möglichst optimale, abwechselnde Priorisierung von Arbeit und Vergnügen im ausgeglichenen Maße.
Welchen Einfluss hat die Ernährung auf die sportliche Leistungsfähigkeit und Konzentration?
Objektiv gesehen einen sehr großen Einfluss, subjektiv gesehen ist sie sogar alles.
Evidenzbasiert weiß ich, wie wichtig Ernährung ist (ohne jetzt tiefer ins Detail gehen zu wollen, das würde ausarten!). Gefühlt ist sie mir aber noch wichtiger. Ich gebe den Großteil meines Gehalts für qualitativ hochwertiges Essen aus – und damit meine ich keine Restaurantbesuche. Genauso wichtig ist es mir aber auch mal zu genießen und öfter Dinge zu essen, die mir einfach nur schmecken, ohne dass sie gesund sein müssen – wer viel Sport macht, dem verzeiht der Körper auch viel. O:-)
Am Ende macht die Dosis das Gift (wie quasi überall). Viel bewegen und primär ausgewogen, eiweißreich und möglichst „bunt” in Obst und Gemüse essen. Die Kalorienbilanz langfristig noch grob im Blick behalten und das war’s. Das ist mein Geheimrezept.
Das umzusetzen bedarf viel mehr Routine als Disziplin, wobei das eine das andere bedingt. So esse und trinke ich morgens nahezu immer identisch und habe auch meine Wahlmahlzeiten und Snacks mit denen ich täglich jongliere. Ausnahmen bestätigen dann die Regel.
Gibt es Empfehlungen für die Planung der Mahlzeiten vor, während oder nach dem Training?
Super individuell.
Das sollte jeder für sich selbst testen, da gibt es keine gute Pauschalaussage. Meiner Erfahrung nach keine bis höchstens leichte Kost direkt vor dem Training und auch nicht zwingend direkt danach etwas essen. Am Ende hängt das Mahlzeiten-Timing von mehreren Faktoren ab, wie beispielsweise dem Tagesablauf. Das macht es eben so individuell.
Die Hauptmahlzeiten mit Ruhe und bedacht essen, es genießen und möglichst vollständig selbst zubereiten wäre mein allgemeiner Rat – das erdet nämlich gleichzeitig. :-)
Gibt es bestimmte Lebensmittel oder Nährstoffe, die die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit fördern können?
Vor allem Aminosäuren (Eiweiße)! Proteine. Gerne mal die Wortherkunft von Protein googlen. ;-)
Achtet man auf eine hohe Proteinzufuhr (mindestens 1,5 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht am Tag) ohne Nahrungsergänzungsmittel, kommen die meisten notwendigen Nährstoffe von selbst hinzu. Veganismus ist damit nicht gemeint, ohne den Punkt weiter ausführen zu wollen. Hier würde es von nun an definitiv sehr komplex werden, wenn ich allen Glaubenssätzen gerecht werden möchte bzw. alles passend relativieren würde.
Wie hängen Sport und Konzentration zusammen?
Beide sind super eng verbunden.
Wir sind zur Bewegung gemacht, dieser Faktor sollte nie zu kurz kommen. Um es kurz zu fassen, möchte ich hierzu Juvenal zitieren: „Mens sana in corpore sano” („In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist”).
Allerdings macht es auch hier die Mischung! Sich auszupowern ist schlecht für die Konzentration, unausgelastet zu sein aber ebenso. Schlüsselfaktor in dem Bezug ist auf jeden Fall die Regeneration, also z. B. auch der Schlaf – oft vollkommen unterschätzt (später mehr dazu).
Welche Rolle spielt die Hydration bei der Aufrechterhaltung von Konzentration und Energie während des Trainings?
Eine wichtige und ebenfalls oft unterschätzte Rolle. Wir bestehen zu mindestens ca. 50% aus Wasser. Wasser ist für uns Menschen elementar. Und mit einer erhöhten Anstrengung verlieren wir viel Wasser, sowohl beim Atmen als auch beim Schwitzen selbstverständlich.
Es muss nun nicht zwingend ein isotonisches Getränk sein, Hauptsache Flüssigkeit und bestenfalls kalorienarm.
Welchen Einfluss haben Schlaf und Erholung auf Sport und Konzentration?
Dieses Thema habe ich ja bereits angerissen. Schlaf ist essentiell, Schlaf ist Regeneration.
Mindestens 7 Stunden pro Nacht (gerne 8-9 aufwärts) und ein Powernap am Mittag oder Nachmittag. Absolute Empfehlung. Ich schaffe es nicht täglich, aber so oft es geht, versuche ich mich für mindestens 10 Minuten hinzulegen, bis zu 30 Minuten sind wortwörtlich ein Traum. Leichter gesagt als getan.
So ein Mittagsschlaf will nämlich gelernt sein, kennt man ihn nicht, funktioniert er zu Beginn häufig nicht. Auch den kann man sich aber antrainieren, schließlich ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Und Schlaf beeinflusst so viele Prozesse im Körper, allein schon auf hormoneller Ebene, dass wir ihn besser pflegen sollten.
Ich wiederhole: Dieses Thema ist viel wichtiger als man denkt – belesen und üben!
Was sind die wichtigsten Faktoren, die man beim Muskelaufbau beachten sollte?
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Unabdinglich ist ein Kalorienüberschuss, ohne den funktioniert Muskelaufbau nur bei übergewichtigen Menschen (die tragen den Kalorienüberschuss ja mit sich herum, um es mal so vereinfacht und salopp zu formulieren).
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Genau so unabdinglich ist die Belastung. Ich muss im Training einen belastungswirksamen Reiz setzen. Ein belastungswirksamer Reiz ist jedoch wieder sehr individuell (je trainierter ich bin, desto härter muss ich trainieren). Und nicht vergessen: Zur Belastung gehört auch die Entlastung (Regeneration)!
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Proteine. Googelt -wie bereits erwähnt- gerne die Wortbedeutung bzw. Wortherkunft. ;-)
Welches sind die häufigsten Fehler, die man beim Training vermeiden sollte?
Angst vor Fehlern zu haben!
Man kann fast nichts falsch machen, sofern man kein orthopädisches oder internistisches Krankheitsbild hat. Unsere Körper sind komplexe Wunderwerke, die adaptieren (sich anpassen) und belastbar sind – auch hier macht die Dosis das Gift.
Das einzige relevante Falsch ist eine Überbelastung, also zu wenig Regeneration und vor allem zu schnelle Belastungssteigerung: Unsere Muskulatur passt sich schneller an Last an als unsere passiven Strukturen (Bänder, Sehnen etc.), entsprechend brauchen gewisse Anpassungen mehr Zeit, selbst wenn man sich von der Kraft her schon fähig fühlt. Progressiv und kontinuierlich an die Sache herangehen, mit einer Prise Geduld – da kann z. B. ein Trainingstagebuch Unterstützung leisten.
Was ist deiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg?
Der Glaube an sich selbst.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Man lernt indem man macht und aus Fehlschlägen lernt. Einfach immer weiter. No stopping – außer für Schlaf. ;-D
Hast du weitere Tipps für die Leser?
Man lernt nie aus – das würde ich zusammengefasst als den besten Tipp zum Abschluss mitgeben.
Nichts im Leben ist stetiger als der Wandel. Entsprechend gibt es immer Veränderung und immer bedingte Anpassung. Es geht immer voran und man sollte Spaß daran haben mitzugehen!
Also bleibt in Bewegung, physisch und psychisch. O:-)
Wo kann ich mehr erfahren?
An dieser Stelle würde ich gerne für meinen Arbeitgeber werben: MedAix
Ich kann nur betonen, dass ich hierzu nicht gezwungen wurde und das MedAix-System besten Gewissens empfehlen kann und möchte. Dieses Interview habe ich als Privatperson geführt, stehe allerdings hinter dem, was MedAix verkörpert: gesundheitsorientiertes Krafttraining.
Merkzettel
Finde deine Leidenschaft
Die Entscheidung, das zu tun, was man liebt, kann zu persönlicher Erfüllung und beruflichem Erfolg führen.
Glaube an dich selbst
Selbstvertrauen ist entscheidend für den Erfolg.
Halte an deinen Zielen fest, bis du sie erreicht hast
Setze klare Ziele und arbeite kontinuierlich daran, sie zu erreichen.
Habe keine Angst vor Fehlern
- Fehler sind Teil des Lernprozesses.
- Traue dich, Neues auszuprobieren.
Entwickle dich ständig weiter
Der Wille, Dinge zu erreichen, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und die beste Version seiner selbst zu werden, dient als starker Antrieb für Produktivität.
Habe Mut zur Veränderung
- Bleib offen für Veränderung, da nichts im Leben konstant ist.
- Es ist normal, dass sich deine Ziele und Prioritäten im Laufe der Zeit ändern. Habe keine Angst davor, deinem Herzen zu folgen und dein Leben anzupassen, wenn es notwendig ist!
Einfach machen!
Kevins Mantra für Produktivität und Fokus. Fange einfach an, der Weg entsteht beim Gehen!
Bleibe in Bewegung
- Sowohl physisch als auch psychisch. Bewegung ist der Schlüssel zu einem gesunden Leben.
- Finde Sportarten, die dir Spaß machen.
- Halte deine Fitnessroutine aufrecht.
- Bewegung und Konzentration sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig.
- Eine ausgewogene Mischung aus sportlicher Betätigung und Regeneration ist entscheidend.
Schaffe eine produktive Arbeitsumgebung
- Richte einen eigenen Arbeitsbereich ein, der frei von Unordnung und möglichen Unterbrechungen ist.
- Passe deinen Arbeitsplatz an deine individuellen Bedürfnisse an, um dich optimal konzentrieren zu können.
- Probiere aus, ob Musik dir hilft, dich zu konzentrieren.
- Verwende einen App- und Website-Blocker wie 1Focus, um Ablenkungen zu eliminieren.
Achte auf eine ausgewogene Ernährung
- Die Umsetzung einer gesunden Ernährung erfordert mehr Routine als Disziplin.
- Achte auf eine ausgewogene, eiweißreiche Ernährung. Qualität und Genuss sind entscheidend.
- Trinke ausreichend Wasser.
Schlafe genug
- Achte auf regelmäßige Schlafenszeiten, um deine Energie und geistige Klarheit zu erhalten.
- Mindestens 7 Stunden Schlaf pro Nacht sind empfehlenswert.
- Ein kurzer Powernap am Mittag oder Nachmittag, idealerweise 10-30 Minuten, kann eine effektive Erholung bieten.
Danksagung
Wir danken Kevin Harscheidt herzlich für seine wertvollen und inspirierenden Einblicke zum Thema Sport und Ernährung und deren Zusammenhang mit Fokus und Konzentration.